Donnerstag, 5. Mai 2016

Kolumne: Wer bin ich und wer will ich sein - wann?

Die Zeit rennt und so langsam geht es bei mir auf die dreißig zu. Bei mir und meinen Mädels kommt im Moment immer wieder das große Thema Lebensplanung auf. Anfang zwanzig dachte man noch naiv, dass man bis zum 30igsten so langsam in den Bahnen des Lebens angekommen wäre. Die ersten Einladungen zu Ehemaligen-Treffen trudeln ein und führen uns vor Augen, wie unsere Leben auch hätte aussehen können und wie sich unser 20-jähriges-Ich das Leben kurz vor 30 vorgestellt hat. Man spart für ein Haus, plant Kinder und ist angekommen. Es ist nicht so, dass ich in meinem jetzigen Lebensabschnitt unglücklich wäre oder lieber tauschen würde. Ich habe mir mein Leben so ausgesucht und könnte es mir aktuell auch nicht anders vorstellen. Und genauso oder ähnlich geht es vielen meiner Freunde. Die Frist zu 'bis ich 30 bin...' rückt immer näher und gleichzeitig wird alles weiter nach hinten geschoben. Und das ist auch gut so! Warum verrückt machen wegen einer Zahl, der vergehenden Zeit und Vorstellungen die überfällig sind?! Vor ein paar Monaten ist mir in einem Vorstellungsgespräch die typische 'Wo sehen Sie sich in fünf Jahren'-Frage gestellt worden. In dem Moment habe ich mir etwas ausgedacht was einigermaßen vernünftig und erstrebsam klang. Warum muss ich mein Leben für die nächsten fünf Jahre schon geplant haben? Natürlich ist es gut und schön Ziele im Leben zu haben, egal welcher Art, aber muss man deshalb gleich den nächsten Lebensabschnitt durchgeplant haben? Gefühlt bin ich eben erst im Berufsleben angekommen, möchte mich entwickeln, reisen - nicht zur Ruhe kommen. Dazu kommt, dass ich aktuell nicht einmal weiß in welchem Teil von Deutschland ich in zwei Jahren leben werde. Vielleicht ja sogar im Ausland?! Und diese Ungewissheit gefällt mir. Wie langweilig muss ein Leben sein, wenn man den Fahrplan dafür schon kennt? 


Bild: Sebastian Weindel



Natürlich ist jeder Mensch anders und fühlt sich entweder mit oder ohne vollständiger Lebensplanung wohler. Und vielleicht würde diese Situation auch bei mir anders aussehen, wenn ich ein paar andere Abzweigung genommen hätte. Aber ich bin hier - mittendrin- und ich möchte mir die Möglichkeiten offen halten für mich so viel wie möglich zu erleben. 

So. Ich gehe gehe jetzt einen Flug buchen. Einmal um die Welt und wieder zurück. Zumindest im Traum schon mal.